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Fasten bei Diabetes-Erkrankungen

VERÖFFENTLICHT AM 05. August 2024 | Durchschnittliche Lesedauer 02:52 Min.

Die Ernährung spielt bei Patienten mit einer Diabetes-Erkrankung bekanntermaßen eine große Rolle. Hat man vor 40 Jahren noch von Diäten gesprochen und Diät-Lebensmittel kaufen können, so hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten eine Veränderung dahin entwickelt, dass man von einer Ernährungsumstellung spricht. Der Begriff „Diäten“ wird in diesem Zusammenhang nicht mehr verwendet.

Es ist bekannt, dass schnell verwertbare Kohlenhydrate, die in raffiniertem Zucker, aber auch in stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Weißbrot, Pasta und weißem Reis enthalten sind, vermieden werden sollten. Eine gemüse- und salatreiche Kost ist zu bevorzugen. Auch eiweißhaltige Lebensmittel haben einen deutlich höheren Stellenwert entwickelt.

Häufig herrscht jedoch Unsicherheit über das Fasten, Intervallfasten oder die sogenannte Hafertage.

Was bringt es an gesundheitlichem Nutzen? Wie führe ich das Fasten durch? Gibt es Nebenwirkungen und Risiken, die ich kennen und beachten muss?

Die österreichische Interfast-2-Studie von Frau Dr. Obermayer und ihrem Team aus Graz hat 2023 die Auswirkungen des Fastens auf Typ-2-Diabetes untersucht. 46 Diabetiker, die sich einer Insulintherapie unterzogen, wurden vor und nach Beendigung der 12 Wochen dauernden Studie untersucht. In der Fastengruppe zeigte sich eine deutliche Gewichtsabnahme, eine Verbesserung des HbA1c-Wertes und eine Reduktion der benötigten Insulindosis. Unterzuckerungen waren aufgrund eines angepassten Insulinschemas nicht häufiger als in der Kontrollgruppe zu beobachten.

Die Studie wurde mit folgendem Fastenschema durchgeführt: An drei nicht aufeinanderfolgenden Tagen nahmen die Patienten nur 600 kcal zu sich. An diesen Tagen wurde eine Fastenzeit von 18 Stunden eingehalten. An den restlichen vier Tagen war die übliche Essensweise erlaubt.

Aber auch andere Fastenintervalle sind bekannt: 36:12 h, 20:4 h, 16:8 h und 14:10 h. Verallgemeinert kann man sagen, dass je länger die Fastenintervalle sind, desto deutlicher zeichnen sich Erfolge ab.

Allerdings ist es sehr wichtig, ein Fastenvorhaben als Diabetiker zunächst mit Ihrem Diabetesteam abzusprechen. Besonders bei einer medikamentösen Therapie und Insulintherapie muss genau besprochen werden, wie die Medikamente und das Insulin während dieser Zeit eingenommen werden.

Auch die sogenannten Hafertage sind eine Art von Fastentherapie. An diesen Tagen wird die Kalorienzufuhr auf 1000 kcal reduziert, und eine vordefinierte Menge gekochter Haferflocken wird zu sich genommen. Dem Hafer werden viele positive Eigenschaften zugesprochen. Dass Diabetespatienten damit behandelt werden können, beschrieb bereits Carl von Noorden vor gut 100 Jahren. Seine wissenschaftlichen Forschungen lagen im Bereich der Behandlung von Stoffwechselerkrankungen. 1902 entwickelte er die erste Diät-Haferkur zur Senkung des Blutzuckerspiegels.

Haferflocken sorgen für eine langanhaltende Sättigung, verbessern die Insulinsensitivität und beinhalten den Wirkstoff Beta-Glucan, der zusätzlich cholesterinsenkende Eigenschaften besitzt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es neben einer gesunden, diabetesangepassten Ernährungsumstellung durchaus einen positiven Effekt hat, Fastentage durchzuführen oder 

Intervallfasten zu praktizieren. Allerdings muss dies zuvor mit dem ärztlichen Team abgesprochen werden, und gegebenenfalls sind die Medikamente und/oder das Insulin anzupassen.

Und natürlich muss das Ganze auch zu Ihrem Lebensstil passen. Punkte wie:

  • Individuelle Essgewohnheiten
  • Geschmackliche Vorlieben
  • Frust- und Stressbewältigung
  • Lebensqualität

sind uns wichtig und werden mit Ihnen erarbeitet, sodass wir die für Sie optimale Ernährungsweise herausfinden.

Hermann Hesse hat dazu sehr treffend gesagt:

„Jeder kann zaubern, jeder kann seine Ziele erreichen,wenn er denken kann,wenn er warten kann undwenn er fasten kann.“ (Buch Siddhartha)

Sprechen Sie unser Diabetes-Team gerne an; wir helfen Ihnen weiter.

Quellenangabe: Obermayer A et al. Diabetes Care 2023; 46: 563-468Was Hafertage bewirken können, Diabetes Zeitschrift 2018, Prof. ErdmannDiabetologie und Stoffwechsel, Supplement, Oktober 21

AUTORIN:

DR. BÄRBEL WOLF
FACHÄRZTIN FÜR INNERE- UND ALLGEMEINMEDIZIN, DIABETOLOGIN (BLÄK), NATURHEILVERFAHREN